Kommunikation mit Demenzkranken
Mit Gesprächen in Verbindung bleiben
Bei einer Demenzerkrankung kann das Gehirn immer weniger Stressfaktoren von außen ausgleichen. In der Folge kann es zu viele Gesprächsinformationen auf einmal oder zu viele Gesprächspersonen im Umkreis nicht mehr sortieren, differenzieren und auseinanderhalten.
Es kann dadurch zu gereiztem Verhalten, stereotypen Antworten, Schweigen und Rückzug der an Demenz erkrankten Person kommen. Oder der/die Erkrankte wird unruhig und reagiert mit stärkeren Desorientierungssymptomen.
Abwehr- und Vermeidungsverhalten sind dann eine Schutzreaktion, die über Rückzug und Kontaktabbruch gezeigt werden.
Sie sollen helfen, eine Überforderung und Beschämung darüber zu vermeiden.
Leider besteht aber auch die Gefahr, in eine soziale Isolation zu kommen, die alle Beteiligten (demenzerkrankte Person und ihre Bezugspersonen) psychisch und seelisch immer mehr belasten wird.
Mit Alltagsgesprächen in Kontakt bleiben
Das Gefühl, „dabei zu sein“ und „Dazugehören“ ist allen Menschen ein Grundbedürfnis und geht auch nicht durch eine (Demenz-)Erkrankung verloren.
Unsere Gefühlsfähigkeit bleibt uns weiter mit einer Demenzerkrankung erhalten, sie wird sogar noch intensiver, da sich die Psyche bei stärker werdenden Sprachschwierigkeiten mehr und mehr auf die Intuition (unser Bauchgefühl) verlässt. Sozialer Kontaktabbruch und Isolation schmerzt!
Die wichtigste Voraussetzung im Zusammensein mit demenzkranken Menschen ist eine wertschätzende Grundhaltung und eine ungezwungene Alltags- und Umgangshaltung.
Zwanglose Alltagsgespräche tragen zur Alltagsnormalität bei. Das Reden und Erzählen über „Hinz und Kunz und Gott und die Welt“ überbrückt so manche Erinnerungslücke oder Denkblockade.
Wir kennen das alle, wenn wir jemanden treffen, von dem uns gerade der Name nicht einfällt. Es liegt uns „auf der Zunge aber…“. Was machen wir meist? Wir reden über alles und jeden in der Hoffnung, irgendwann im Stillen wieder die Zuordnung gefunden zu haben.
Das ist das natürliche Prinzip unserer Kommunikation, um „Patzer“ zu umgehen.
Alltagsgespräche, leistungsfreies Erzählen ohne Zurechtweisungen oder Kritik, Zuhören und Geduld nehmen uns Betroffenheit und Unsicherheit in der Kommunikation mit demenzkranken Menschen.
Eine Demenzerkrankung bremst die gehörte Informationsverarbeitung.
Eine erkrankte Person braucht also länger, bis sie Ihnen antwortet.
Daher ist es wichtig, im Gespräch langsamer zu sprechen und mit kürzeren und präziseren Sätzen zu kommunizieren. Zu viele Informationen in einem Satz können das Gehirn stressen. Das ist ein Lernprozess, der uns mit der Zeit mehr und mehr gelingt, wenn wir folgende Tipps beachten:
- Im Gespräch den Blickkontakt gewährleisten.
- Achten Sie auf Ihre eigene Körpersprache. Je mehr Ruhe Sie ausstrahlen, umso entspannter zeigt sich das auch in Ihrer Mimik und in Ihrer Wort- und Satzmodulation. Ein gestresstes Gegenüber löst bei demenzkranken Menschen Stressverhalten verstärkt aus. Im Gegenzug kann eine entspannte Haltung, ein freundliches Gesicht, Lächeln und positive Gestik (zum Beispiel zustimmendes Nicken, Daumen nach oben) einen demenzkranken Menschen beruhigen oder seine Aufmerksamkeit wieder aktivieren.
- Lassen Sie ihrem Gegenüber Zeit zum Antworten. Wiederholen Sie den Satz, wenn Sie merken, dass er Ihnen noch nicht folgen konnte. Manchmal braucht es auch eine freundliche Berührung, um die Aufmerksamkeit wiederzubekommen.
- Wenn die Sprache gerade versiegt, dann geben Sie sich mit einem Blickkontakt, mit einem Nicken oder auch nur mit einer entspannten Mimik als Antwort zufrieden
- Akzeptieren Sie ein Nein, ein Kopfschütteln oder Abwehrverhalten als Zeichen, dass es jetzt gerade „reicht“ und „mehr nicht geht“. Nehmen Sie es nicht persönlich. Bleiben Sie entspannt und reden weiter nicht auf die demenzkranke Person ein! Das kann ein Stimmungstief mit Stressreaktion auslösen.
- Der Verzicht auf Entscheidungs- und Warum-Fragen. Vermeiden Sie kognitiven und emotionalen Stress (Beschämung), der gereiztes Verhalten und Frust-Reaktionen zur Folge haben kann.
Die Demenzerkrankung bremst die Fähigkeit zu reflektieren, zu planen, das kurz Zurückliegende zu überdenken, immer mehr ein. Die Informationen und Sachverhalte, die zur Beantwortung von Warum-Fragen gebraucht werden, können nicht mehr abgespeichert bzw. abgerufen werden. Abfragen, Aufzählungen und andere leistungsabrufende Denksportmaßnahmen lösen im ungünstigsten Falle unangenehmes Stress- oder Angstverhalten und verstärkte Symptome von Desorientierung aus.
Kommunikation über Alltagsbeschäftigung
Das Gefühl, „dabei zu sein“ und „Dazugehören“ ist allen Menschen ein Grundbedürfnis und geht auch nicht durch eine (Demenz-)Erkrankung verloren.
Wir Menschen haben ebenso das Bedürfnis und den Wunsch, mit Sinnvollem unseren Alltag und unser Leben zu gestalten. Damit wollen wir wertschätzend im Miteinander beitragen können. Dieses Bedürfnis nach Wertschätzung und Sinnvollem bleibt auch in einer Demenzerkrankung ein tragendes Gefühl und möchte Resonanz erhalten. Wo es nicht stattfindet, kommt es zur emotionalen und sozialen Isolation.
Auch wenn sich „die Demenz“ immer mehr zwischen das Leben und den Alltag der erkrankten Person schiebt, können vorhandene Fähigkeiten gefördert bzw. erhalten bleiben und gute Momente gesammelt werden. Sie helfen die Einbußen der Erkrankung gelingender an den Situationen anzupassen.
Frühere Vorlieben und Hobbies können in einfacherer Version in den Alltag integriert werden. Ergotherapie fördert mit fachlicher Expertise die individuellen alltagspraktischen Fähigkeiten von demenzerkrankten Personen.
Nutzen Sie Begleit- und Betreuungsdienste (ambulante Hilfen) und oder Tagesstätten-Angebote (teilstationäre Pflege), um Anregungen, Impulse, soziales Miteinander, Dabeisein in den Wochenalltag zu integrieren. Es kann bereichernd und zur Stabilisierung des Alltags der erkrankten Person beitragen.
Eine Demenzerkrankung ist eine chronische Erkrankung, die in ihrem weiteren Verlauf zu weiteren körperlichen Einbußen führt, die das Essverhalten, das Schlafverhalten und das Hygieneverhalten (zum Beispiel aufgrund einer Inkontinenz) verändert. Es ist wichtig, solche Veränderungen medizinisch abklären und beobachten zu lassen.
Impulse und Tipps zum Umgang mit diesen Einschränkungen sind bei Fachberatungsstellen und Selbsthilfegruppen erhältlich.